Nach den wunderschönen Tagen im Spreewald im vergangenen Jahr stand auch diesmal fest, die letzten Ausflugstage vor der Winterpause im weltbekannten Biosphärenreservat zu verbringen.
Und wieder entschieden wir uns, den Landvergnügen-Katalog auszupacken und den ein oder anderen regionalen Gastgeber „heimzusuchen“.
Der erste Versuch führte uns nach Vetschau, am Rand des Oberspreewaldes gelegen. Der angebotene Übernachtungsplatz, der sich als gekiester Parkplatz direkt an der Dorfstraße gegenüber des großen Hofladens der „Spreebauern“ entpuppte, konnte uns mit seinem gut versteckten Charme nicht so richtig begeistern. So entschlossen wir uns, noch ein paar Minuten Fahrzeit dran zu hängen und landeten schließlich auf dem Milchschafhof Schafgarbe in Ogrosen.
Das knapp 300 Einwohner zählende Dorf Hogrozua – so sein sorbischer Name – wurde Ende 2002 nach Vetschau eingemeindet und liegt noch ein wenig näher am Rand des Spreewaldes als der Hauptort.
Von hier kann man unter anderem direkt die Calauer Schweiz erwandern (wenn man nicht, wie wir, mit einem etwas fußlahmen Wuschel-Oldie unterwegs ist…) oder per Rad erkunden.
Nachdem wir uns bereits telefonisch angekündigt hatten, wurden wir von der Gastgeberin Ulrike am Bauernhof begrüßt, der Anfang des 20. Jahrhunderts entstand und heute mit seinen Backsteingebäuden auf uns eine sehr heimelige gemütliche Wirkung hatte.
Dass das „Gemütliche“ mehr für die Besucher als für die Betreiber gilt, durften wir später noch erfahren 🙂
Zuerst jedoch wurden wir zu unserem Übernachtungsplatz eskortiert, die beiden Hofhunde gaben uns Geleitschutz, damit wir Touristenschafe nicht vom rechten Weg abkommen 😉
Ein paar Hundert Meter vom Hof entfernt, am Dorfrand mit Blick über die Schafweiden.
Ganz spontan konnten wir uns alle drei vorstellen, hier deutlich länger als nur ein paar Nachtstunden zu verweilen…
Die erste Nacht bot uns dann auch einen wunderbaren Sternenhimmel mit anschließender absoluter Stille und Erholung.
Da wir wie bereits erwähnt durch unsere vierbeinige Mitreisende deutlich im Bewegungsradius eingeschränkt sind, beschränkten sich unsere „Wanderungen“ auf die Umrundung der Schaf- /Pferdekoppel und die Erkundung des nahegelegenen Stadtparks mit idyllischen Teichen und schönen alten Bäumen.
Diese kurzen Spaziergänge reichten immerhin aus, um ein paar Parasolpilze zu erbeuten und zu leckerem Grillgut zu verarbeiten…
Direkt hinter dem ehemals zum alten Rittergut gehörenden Wäldchen trifft man auf die Stallanlagen, in denen die Schafe geschützt die Nacht verbringen und am Morgen getrennt nach Milch- und Mutterherde wieder auf die Weiden begleitet werden.
Neben den ostfriesischen Milchschafen finden sich hier auch noch einige Mangalitza-Wollschweine, die das Milch- und Käseangebot mit einer breiten Palette an Fleisch- und Wursterzeugnissen wunderbar abrunden.
Hatten wir uns die ersten „Schafumzüge“ noch interessiert von der Ferne angesehen, wurden wir eines Morgens von Ulrike eingeladen, doch mal in den Ställen vorbeizuschauen und wenn wir Lust hätten auch die Schafe mit zu begleiten.
So durften wir also einen etwas genaueren Einblick in die Hofarbeit erhaschen und auch Friedhelm, den Herrn des Hauses und der Ställe, kennenlernen. Und auch wenn wir nur einen Bruchteil der Arbeit zu Gesicht bekamen, können wir bestätigen, dass es mit „gemütlich“ wohl die meiste Zeit nicht all zu weit her ist.
Für unsere brillante Leistung beim Schaftrieb (böse Zungen würden behaupten, wir seien nur ein paar hundert Meter neben her gegangen 😉 ) wurden wir von den beiden zum sonntäglichen Frühstück eingeladen.
So fanden wir uns also etwas überrascht von soviel Herzlichkeit und Gastfreundschaft in der Bauernküche wieder, lernten die Tochter des Hauses kennen und konnten uns einmal quer durch diverse Milch- und Fleischerzeugnisse aus eigener und befreundeter Produktion kosten.
Während unserer sehr angenehmen Unterhaltung erfuhren wir auch, dass Friedhelm jede Woche Freitag und Samstag auf zwei Berliner Ökomärkten (Freitag Hansaplatz, Samstag Chamissoplatz) die Hofproduktion an den Mann und die Frau bringt.
Das kommt uns als Berlinern natürlich sehr entgegen, können wir uns doch so auch außerhalb unserer Reisesaison mit tollen fair und ökologisch erzeugten Produkten versorgen. Und wenn man dann noch einen persönlichem Einblick in die Abläufe eines solchen Betriebs bekommen hat, macht das Geld ausgeben hier besonderen Spaß.
So gut versorgt (natürlich mussten wir noch unsere Vorratskammer nachfüllen 😉 ) und freundlich aufgenommen konnten wir uns erst nach drei Nächten trennen und langsam wieder auf den Weg Richtung Heimat machen.
Schon auf einer unserer Sommertouren machten wir Station auf dem Fischerhof am Schwielochsee, der diente uns auch diesmal wieder als Station für eine Nacht.
Diesmal war der Hofbetreiber wohl so beschäftigt, dass wir ihn nicht zu Gesicht bekamen und dadurch der erhoffte Fischeinkauf leider ausfiel.
So machten wir uns also ohne Räucherfisch auf den Weg in Richtung Großstadt.
Da auch der kommende Tag noch einmal den goldenen Oktober versprach, den wir die letzten Tage schon ausgiebig genießen durften, lenkten wir unsere Betsy noch einmal für eine letzte Nacht auf einen kleinen Parkplatz direkt am Bestensee, fast schon in Blickweite zur Millionenstadt und dennoch ruhig wie in einer anderen Welt.
(Die direkt angrenzende Landstraße lassen wir jetzt zugunsten des idyllischen Bildes mal außen vor 😉 )
Der morgendliche Nebel verabschiedete uns dann endlich nach Hause, wo wir unsere Betsy ins Winterquartier und uns in die festgemauerte Wohnung geschickt haben.
Wir freuen uns schon jetzt aufs nächste Frühjahr und werden selbstverständlich wieder berichten 🙂
Na, mit einem solchen Vorrat an tollen Erlebnissen werdet Ihr den Winter im Steinbau dann schon gut überstehen 🙂
Ich freue mich jetzt schon auf den Bericht !!!! Toll!!