Die etwas unqualifizierte Bastelei an der Elektrik hatte uns mit Hilfe der zerstörten Chemieklo-Sicherung den Weg zum schon mal angedachten und nun vorgezogenen Toilettenwechsel gewiesen.
Nun also eine Trenntoilette…
Aber warum eigentlich?
Uns beiden war von Anfang an die eingebaute Thetfordtoilette mit den benötigten Chemiezusätzen, der Wasserspülung und der für überzeugte Freisteher problematischen Entsorgung ein Dorn im Auge. Von der wohl eher für sehr zierliche Frauen oder Kleinwüchsige konstruierten Sitzgelegenheit mal ganz abgesehen…
Allerdings wollten wir ursprünglich nun nicht den Aufwand der Renovierung unnötig aufblähen und entschieden uns, wenigstens etwas weniger Chemie zu verbreiten und mit Sanitärkristallen auf Zitronensäurebasis der Umwelt nicht all zuviel Ärger zu machen.
Schon vor einigen Monaten war ich jedoch in verschiedenen Blogs über das Konzept der Trenn- oder auch Kompost- und Trockentoilette „gestolpert“, das uns nach einigen Stunden des Lesens und Denkens durchaus überzeugt hatte.
„Irgendwann“ sollte diese Variante denn auch bei uns ins WoMo einziehen.
„Irgendwann“ erinnert mich an das Bremsenthema, dazu kommen wir aber erst im nächsten Beitrag 😉
Durch meinen Elektrofauxpas wurde nun also aus „Irgendwann“ ein „Dann eben jetzt“…
Das Konzept hatte uns zum einen durch die einfache und doch geniale Idee, zum anderen durch die augenscheinlich unaufwendige und günstige Umsetzbarkeit bei halbwegs vorhandenen handwerklichen Fähigkeiten überzeugt.
Durch die Trennung von Urin und Kot bleiben chemische Prozesse aus, die bei der Vermischung für den aus verschiedenen anderen Einrichtungen bekannten „Latrinengestank“ sorgen.
Urin ist in seiner ursprünglichen Form steril und riecht nahezu nicht.
Der feste Anteil der Ausscheidungen hat zwar durchaus eine olfaktorische Komponente, durch Trocknung, die gegebenenfalls durch Streugut unterstützt werden kann, hält sich die Geruchsbelästigung aber in Grenzen.
Urin bildet den weitaus größeren Anteil der Ausscheidungen, kann durch die separate Sammlung aber sehr einfach entsorgt werden.
Die etwas aufwendigere Entsorgung der Feststoffe bekommt so ein deutlich großzügigeres Zeitfenster, als es bei den üblichen Mischbehältern möglich wäre.
Hinzu kommt, dass durch die fehlenden, weil unnötigen, Chemiezusätze die Entsorgung der festen Hinterlassenschaft viel einfacher ist als die eines Chemietanks.
Hier spricht nichts dagegen, den Inhalt des Eimers im Wald zu vergraben oder (dann natürlich inkl. Müllsack) wie ein „Hundehäufchen“ in einem öffentlichen Abfallbehälter zu entsorgen.
Im Wohnmobil in diesem Zusammenhang von „Komposttoilette“ zu sprechen halte ich übrigens für etwas übertrieben, da das Informationsblatt des Toilettenherstellers von ca. 2 Jahren für eine vollständige Kompostierung ausgeht. Einen derart großen Eimer bringe ich jedenfalls nicht im Mobil unter 😉
Die Bezeichnung taugt dann also wohl eher für immobile „Häuschen“…
Und auch wenn wir trotz der ausschließlich positiven Berichte noch etwas skeptisch an die Sache ran gingen, kann ich eines schon mal vorwegnehmen:
Es funktioniert!
Nachdem ich nun schon die Spannung zerstört habe, ob wir es denn geschafft haben, die Trenntoilette unserem rollenden Haus einzupflanzen, kann ich auch gleich berichten, wie:
Herzstück einer Trenntoilette ist logischerweise der Trenneinsatz, der flüssig von fest separiert.
Sicherlich kann man das mit den entsprechenden Fähigkeiten und Materialien auch selbst bauen, wir haben uns aber für einen fertigen Trenneinsatz entscheiden, den Privy 500.
Inklusive Urinschlauch und Styroporaufsatz liegt das ganze unter 100€ und liegt damit aus meiner Sicht als Investition durchaus im vernünftigen Bereich.
Da wir uns entschlossen hatten, die Verblendung aus dünnem Sperrholz zu machen, musste als Sitzunterbau natürlich etwas stabileres her. Durch die Auflage an der Wand und die beiden Holzstempel vorne hält die Brille (die in den Maßen übrigens angenehmerweise einer Standardtoilette gleicht) nun auch problemlos dem Mann des Hauses stand.
Die Entsorgungstür der alten Toilette bietet nun einen idealen Lagerort für den Urinkanister, der mit einem Handgriff durch den Bajonettverschluss (aus der Gartenabteilung im Baumarkt) vom Schlauch getrennt und zur Entsorgung entnommen werden kann.
Der Eimer für die festen Hinterlassenschaften (20L Mörteleimer, ebenfalls aus dem Baumarkt), bzw. der eingehängte Müllsack, werden nach Öffnen der Klappe nach oben entnommen und entsorgt.
Hier ein paar Fotos der Montage:
Der nachträglich in die kleine Tür eingebaute Lüftungseinsatz sorgt dafür, dass die wenigen vorhandenen Gerüche den Weg nach Draußen finden und sich nicht im Fahrzeug verteilen.
Hier könnte relativ einfach noch ein 12V-Lüfter aufgesetzt werden, momentan halten wir das aber für unnötig, da sich die Geruchsbelästigung nicht von einer Wassertoilette in der Wohnung unterscheidet.
Nachtrag: nach einer Woche Probenutzung haben wir uns entschieden, doch noch einen Lüfter zu installieren, um auch jedem Hauch von Geruch den Zugang zum Wohnrau zu verwehren, jetzt sind wir sehr nahe an „perfekt“…
Nach einigen Probeeinsätzen lautet unser erstes Fazit:
Tolle Lösung, nie wieder Chemie und Wasserverschwendung!
In ein paar Monaten werden wir das Langzeitfazit nachreichen.
0 Kommentare