Nachdem das erste Wochenende im neuen mobilen Haus das Reisefeuer endgültig entfacht hatte, machten wir uns direkt bei der nächsten Gelegenheit wieder auf den Weg.
Diesmal sollte es an die Ostsee gehen, hatten wir beide doch schon vor zwei Jahren den Entschluss gefasst, die wässrige Nordostgrenze des Landes möglichst bald in Augenschein zu nehmen. Nun sollte es endlich soweit sein. Die guten Erfahrungen mit unserem ersten „schlauen Buch“ hatten mich direkt veranlasst, aus der gleichen Reihe einen Ostsee-Tourführer zu erstehen. Auch wenn die Informationen im Netz sehr üppig sind, hat ein analoges Medium doch den ein oder anderen Vorteil, nicht zuletzt ist es auch unterwegs trotz immer wieder auftauchender Funklöcher voll einsatzbereit. Und im von Sonne umfluteten Campingstuhl liest sich ein Buch definitiv angenehmer als ein hinter der Spiegelscheibe des iPads verborgener Webeintrag (Was bitte niemanden davon abhalten sollte, diesen Blog weiter online zu verfolgen, zumindest, bis das entsprechende Buch rauskommt 😉 ).
In diesem Offline-Führer war dann auch schnell die passende Touridee für den ersten Ausflug gefunden.
Der Plan besagte, am Stettiner Haff zu starten und von dort aus eine kleine Runde über Usedom zu drehen. Am Ende kam es etwas anders, aber lest selbst…
Nach den doch schon sehr routinierten Vorbereitungen stiegen also Frau, Hund und auch der Mann in das rollende Haus, das uns wieder für die nächsten drei Nächte und die dazugehörigen Tage Heimat sein sollte.
Wie schon beim letzten Mal entschieden wir uns, auf Autobahnen soweit möglich zu verzichten. Wenn der Urlaub mit dem Besteigen des Mobils beginnt, ist eben der Weg das Ziel und darf entsprechend gemütlich genossen werden.
Schließlich bieten die weiten Ebenen Brandenburgs mit Wäldern, Feldern und Seen echten Genuß und Entspannung für die großstadtgeschädigten Augen.
So tuckerten wir also gemütlich vor uns hin, durchquerten nach einiger Zeit Prenzlau, die Hauptstadt der Uckermark, mit der mächtigen Marienkirche. Wir entschieden jedoch, auf eine Stadtbesichtigung zu verzichten, und durchquerten die zumindest aus unserer Warte nicht allzu hübsche Stadt, jedoch nicht ohne ein „Beweisfoto „von Kirche und Mitteltorturm.
Bei Prenzlau verlässt die Ucker den Unteruckersee, um sich von hier den Weg bis zu Ihrer Mündung im Stettiner Haff zu bahnen. Wir nahmen uns das als Vorbild und „plätscherten“ weiter immer in Richtung Norden, der Ostsee entgegen.
Nach ein paar Kilometern beschloss der Reiserat (in diesem Fall überwiegend bestehend aus Frau und Hund), dass nun die passende Zeit für eine Pause gekommen sei.
in Malchow, quasi letzter Halt vor der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern (war aber Zufall 😉 ), war dann schnell ein passender kleiner Parkplatz gefunden, der dem WoMo und seinen Bewohnern Schatten bot. Hinter dem angrenzenden kleinen Wäldchen liegt eine Futterwiese, die auch wir direkt als solche nutzten. Auch wenn wir das Gras lieber den Kühen ließen und uns an den mitgebrachten Köstlichkeiten erfreuten…
Die erholsame und stärkende Pause mündete nicht ganz so direkt in die Weiterfahrt, wie erhofft, weil uns ein kleines Elektroproblem ein wenig aufhielt.
Nach ein paar Minuten war dann aber doch der Motor gestartet und die Fahrt entlang der Ucker konnte weiter gehen.
Mit jedem Kilometer ließ sich das vor uns liegende Meer ein bisschen mehr erahnen, bis dann irgendwo kurz vor Bellin endlich das weite Blau vor uns auftauchte.
Und auch wenn der Horizont durch das nahezu im Dunst verschwindende Usedom begrenzt wurde und ein Haff per Definiton nur ein „inneres Küstengewässer“ ist, hatten wir endlich unser Ziel erreicht, die deutsche Ostseeküste zu besuchen. Breites Grinsen machte sich breit im Mobil, nur dem Hund war das wieder mal vollkommen egal…
Schon vor Abfahrt hatten wir beschlossen, diesmal nicht auf „frei stehen“ zu setzen, sondern den ein oder anderen Stellplatz zu begutachten.
Nicht zuletzt aufgrund der Annahme, dass um diese Jahreszeit die Besucher- und damit Überwacherdichte doch noch zu groß für entspannte Wald- und Wiesennächte sein könnte. Einen Test der freien Variante werden wir mit Sicherheit außerhalb der Badesaison durchführen.
Unsere Wahl war auf den Hafen in Altwarp gefallen, Beschreibung und Nutzerbewertungen legten ein relativ entspanntes Umfeld nahe.
Das unterstrich denn auch der Hafenmeister, der nur ganz kurz aufgrund des unablässig vor sich hinpolternden Wohnmobils vor seinem Fenster erzürnt war (was sich nordisch-entspannt in den Worten „was isn mit der Kiste da draußen?“ äußerte), nach Erklärung des Startproblems aber sofort seine Hilfe anbot, falls die muckende Batterie am nächsten Tag den Startdienst versagen sollte.
Nachdem dann noch ein Adapterstecker für den Stromanschluss kostenlos gegen Pfand den vorübergehenden Besitzer wechselte, begleitet von einem Schlüssel für die Sanitäranlage, war der positive Ersteindruck vollkommen.
Der Stellplatz besteht aus drei Bereichen. Einem „belauschten“ Gespräch zwischen Hafenmeister und einem unserer „Mitbewohner“ konnte ich entnehmen, dass „früher“ (aus dem weiteren Gespräch schloss ich, dass damit die Zeit vor dem EU-Beitritt Polens gemeint sein musste) hier bis zu 1.500 Autos täglich die Fähre nutzten um von Altwarp ins annähernd in Wurfweite gelegene Neuwarp, bzw. Nowe Warpno, wie es in der Landessprache heißt, überzusetzen.
Mit zollfreier und auch ansonsten sehr günstiger Ware verließen dann tausende zufriedene Shoppingtouristen die Gemeinde wieder. Bis auf ein paar, die sich auf dem ursprünglichen Wohnmobilstellplatz niederließen, vielleicht um die erstandenen Rauch- und Trinkwaren direkt vor Ort zu „entsorgen“.
Die Erweiterung der EU nach Osten hatte an diesem Punkt des Landes wohl rapiden Tagestouristenverlust zur Folge, weshalb die riesige Abfertigungsanlage für die Fähre und der angrenzende Parkplatz in der ursprünglichen Form wenig Sinn machten.
Stück für Stück wurde so die Abstellmöglichkeit für Wohnmobile erweitert.
Nun stehen neben dem Klassiker, einer durch Hecken parzellierten Grünfläche, auch der ehemalige Hafen mit Fähranlage (Die eher den Charme einer Mautstation auf einer französischen Autobahn verströmt) und dem Parkplatz vor die Übernachtung zur Verfügung.
Da die hübschen Plätze im Grünen schon vergeben und der erste Platz doch relativ eng bestückt war, entschieden wir uns für den Parkplatz als erste Unterkunft.
Im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung, denn nur hier steht die Sanitäranlage, vom anderen Platz aus macht für dringende Bedürfnisse durchaus ein Fahrrad Sinn…
Nachdem das rollende Haus so geparkt war, dass vom Vorgarten aus ein wunderschöner, unverstellbarer Blick über das Stettiner Haff in Richtung Polen gesichert war, durfte der Tag mit Bier und Grillwurst ausklingen.
Den Sonntagmorgen begonnen wir „Dank“ der hündischen Begleiterin schon kurz nach Sonnenaufgang. Es musste gaaaaaaanz dringend der gesamte Platz inklusive Küste und Wasser beschnüffelt und begutachtet werden.
Nach dem Genuss des ersten Ostseekaffees, der bereits von ersten wärmenden Sonnenstrahlen begleitet wurde, machten wir uns auf den Weg, den Ort zu erkunden.
Die touristische Infrastruktur hält sich hier angenehmerweise sehr in Grenzen. Ein Mini-Supermarkt bietet alles was man so für das tägliche Leben braucht, einige Fischlokale und Imbisse sorgen fürs leibliche Wohl. Außerdem wird am Hafen wohl fangfrischer Fisch verkauft und ebenfalls im angrenzenden Lokal zum Verzehr angeboten. Während unseres Aufenthalts war dort aber leider immer geschlossen, ein Test unmöglich.
Da wir unvorsichtiger Weise als von der Technik verwöhnte Großstädter nur sehr wenig Bargeld, dafür aber sämtliche Plastikkarten im Gepäck hatten, hätten wir uns noch einen Geldautomaten gewünscht. Da außerdem nahezu alle Lokale im Ort nicht die Möglichkeit bieten, sich elektronisch von der Schuld zu befreien, wurden die paar vorhandenen Euros sorgfältig verplant, um nicht am letzten Abend darben zu müssen.
Nachdem ja unser fahrbarer Untersatz aktuell nur bedingt fahrbar war (zur Erinnerung: der Startstrom fehlte) und uns der Platz und die Ruhe hier sehr gut gefielen, hatten wir morgens entschieden, die geplante Weiterfahrt über Usedom auf eine unserer nächsten Touren zu verschieben.
Wir waren also hier am nordöstlichen Ende der Republik fast ohne Bargeld und mit bedingt fahrtüchtigem aber mit Proviant vollgestopftem Haus gestrandet.
So legten wir ein paar der plötzlich noch wertvoller erscheinenden Euros in Räucherfisch von der ortsansässigen Familienfischerei an und genossen Ausblick und Ruhe, an diesem Abend begleitet von Nudelsalat, Makrelenfilet und Dorsch.
Voller Tatendrang machten wir uns am Folgetag dann auf die Suche nach dem Defekt unserer Villa auf Rädern, wurden fündig und stellten die Fahrbereitschaft wieder komplett her (Details dazu findet ihr hier)
Der Rest der beiden Tage ist schnell berichtet. Abgesehen von einem kleinen Leck im Abwassertank, das wir wohl selbst durch die Entkalkung und Reinigung des Systems verursacht haben, bestand der Rest unseres Aufenthaltes aus Erholung, Spaziergängen sowie dem Genuß von Fisch und Aussicht.
Auf dem Rückweg fanden wir zur Einkehr dann noch ein sehr hübsches und ruhiges Stückchen Brandenburger Wald.
Sobald die Freizeit es zulässt, werden wir wieder durch die Natur rollen auf der Suche nach schönen Flecken und Erlebnissen und wenn wir fündig werden, könnt ihr es hier lesen…
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